Terrakotta wie aus einer vergessenen der Gartenecke
Eine neue Serie? Eine neue Rubrik? …Jaaaaa!
Das Fraeulein bastelt ja eigentlich in erster Linie für die Stube … und da könnte man denken, sie ist ein reines Zimmerpflänzchen. Aber das ist ja gar nicht wahr!
Tatsächlich liebt sie ihren Garten, auch wenn er noch nicht so ganz der verwunschene Brocante Garten ist, den das Fraeulein sich wünscht.
Aber genau das wird sich jetzt ändern, denn vor einigen Monaten bin ich auf die wunderbare Seite von „My Cottage Garden“ gestoßen … und dort habe ich mir eine ganze Menge Ideen für meine Gartenplanung und einiges Know How über verschiedene Pflanzen geholt.
Aber weil zu einem schönen Brocante Garten ja auch feine Deko gehört, habe ich einfach mal ein paar Projekte nach draußen verlegt … und heute geht es darum, fabrikneuen Terrakotta-Monstern ein verlebtes Aussehen a la „Aus Neu mach Alt“ zu verleihen.
Diese kleine Anleitung ist übrigens auch gleichzeitig ein Gastbeitrag für den Blog von Sarah Stiller (My Cottage Garden)
Ich denke wir sind uns einig … Plastiktöpfe sind praktisch, aber schön sind sie nicht. Bei Terrakotta schlägt mein Herz schon deutlich höher … und zwar so lange, bis ich im Baumarkt oder Garten-Center dann die fabrikneuen orangenen Monster in der Hand halte.
Im naturnahen Garten meiner Mutter gibt es eine Ecke mit wunderschönen Töpfen und Schalen, die schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben … in denen schon Generationen von Pflanzen angewachsen sind und gegossen wurden, die Moos angesetzt haben … in Erde standen … kurz: Töpfe und Schalen, die herzallerliebst alt und schäbig sind.
Die neuen Gartencenter Monster werden in zwanzig Jahren von ganz alleine möglicherweise ähnlich aussehen … das Potential dazu haben sie auf jeden Fall. Wem das zu lange ist, der kann aber recht erfolgreich selbst Hand anlegen … und das auf unterschiedliche Art und Weise.
Scheinbar „natürlich“ mit Farbe und Beton
In meinem Buch weise ich bei allen Alterungstechniken darauf hin, dass es gut ist, sich immer mal das Original – das echt gealterte – anzusehen.
Im Falle der Gartentöpfe meiner Mutter sind es Schmutz, Erde, Moos, Kalkspuren und Sedimentablagerungen, die den Töpfen ihren Charme verleihen.
Diese kann man wunderbar mit ein wenig dünner (verdünnter) Farbe und mit etwas Beton imitieren.
!! Tipp !!
Eine Kombi aus Beton und Gips sieht sehr natürlich aus. Allerdings wird der Gips nicht wirklich gut halten. Ein bisschen Regen, und die Pracht ist dahin. Aber etwas damit zu experimentieren schadet nicht.
Material
- Terrakotta Töpfe und Schalen in beliebiger Größe
- Zement
- Sand
- optional etwas Gips
- weiße Farbe
ich bevorzuge Milk Paint … sie ist herrlich natürlich und zieht etwas in das offenporige Tonmaterial ein … es kann aber auch mit wasserverdünnter Acrylfarbe, Kreidefarbe oder auch Dispersionsfarbe gearbeitet werden - optional ein wenig moosgrüne Farbe
- optional etwas dunkle Farbe oder dunklen Wachs
- Versiegelung (Wachs oder Tungöl)
Werkzeug
- Schwamm
- eine große Schüssel/Eimer mit Wasser
- Pinsel
- Schüssel und Rührer für Beton (und Gips)
- bei der Arbeit mit Beton Haushaltshandschuhe
- optional feines Schleifpapier
Du kannst erst mit der Farbe beginnen … oder mit Beton starten … das ist beides möglich. Ich starte erst mal mit ein bisschen Farbe.
Mische Dir eine weiße Farbe an, die in etwa die Konsistenz von Milch hat.
Damit kannst Du nun vorsichtig mit dem Schwamm unregelmäßige „Kalkwolken“ auf den Topf tupfen. Dabei würde ich in Inseln arbeiten oder eine Art Rand erzeugen … also nicht den ganzen Topf gleichmäßig betupfen. Auch kannst Du den Schwamm zwischendurch etwas befeuchten oder mit einem zweiten Schwammstück arbeiten, und damit etwas von der Farbe weiter verdünnen.
Es kann einen interessanten Effekt geben, den Topf bis zu einem Teil des Wolkenrandes eine Zeit in die Wasserschüssel zu halten. Das macht aber nur Sinn, wenn die Farbe noch ganz frisch und feucht ist. Dann löst sich ein kleiner Teil der Farbe und es entsteht ein natürlicher Rand.
Danach sollte die Farbe erstmal richtig gut trocknen, denn sonst würde sie beim nächsten Schritt vermutlich wieder abgewaschen.
Bevor nämlich mit Gips oder Beton gearbeitet wird, empfiehlt es sich unbedingt, die Tontöpfe zu wässern. Dazu stellst Du sie vorsichtig in einen Eimer oder eine Schüssel mit Wasser. Dort sollten sie ca. eine Stunde bleiben. Das ist wichtig, weil sonst das trockene Terrakotta dem Beton sofort die Feuchtigkeit entzieht … dann trocknet es ohne Aushärtung und bröselt wieder vom Topf.
Während der Topf also wässert, Zement und Sand in etwa in einem Verhältnis 1 Teil Zement zu 4 Teilen Sand mischen und mit ca. ½ Teil Wasser zu einem Brei vermengen, der ein bisschen die Konsistenz von Grießbrei hat. Es soll nicht mehr krümelig sein … aber auch nicht flüssig.
Wenn Du zusätzlich etwas Gips anrührst, dann ist dabei eine ähnliche Konsistenz erstrebenswert.
Von beidem brauchst Du nur eine recht kleine Menge … wenn Du nicht gerade zwanzig Töpfe bearbeiten möchtest (was sich aber aufgrund von Aushärtungszeiten nicht unbedingt anbietet).
Mit dem Gips oder dem Zement – oder idealerweise mit partiell aufgetragen beiden Materialien – lassen sich nun kleine Sedimentablagerungen auf dem Kalkwolkenrand imitieren. Es sind wirklich nur kleine Bröckchen erforderlich und es sollte sehr zufällig und keinesfalls gleichmäßig aufgetragen werden. Ich habe bei den Beispielen ein bisschen mehr genommen, damit der Effekt auch gut zu erkennen ist … aber es gilt natürlich immer: richtig ist, was Dir gefällt.
Nun ist ein bisschen Geduld erforderlich, denn während Gips einfach nur trocknet, muss Beton aushärten. Das dauert etwas Zeit. Ich würde eine Weiterbearbeitung frühestens am nächsten – besser erst am übernächsten Tag planen.
!! Achtung !!
Übrigens ist es besser, wenn Beton nicht bei zu heißen Temperaturen und nicht in der Sonne aushärtet. Dann nämlich trocknet er und es kommt auch hier nicht zur richtigen Aushärtung … es bröselt dann.
Für das Imitieren von Zeitspuren gibt es keine festen Regeln … man kann, darf und muss einfach ein bisschen experimentieren.
So ist auch die Weiterbearbeitung eine reine Geschmackssache …
Du kannst noch etwas verdünnte Farbe auftupfen … und zwar dort, wo der Beton noch zu grau nach Beton aussieht … und da, wo der Terrakotta Topf noch zu sehr nach neuem Terrakotta Topf aussieht.
Dort kannst Du mit der dünnen weißen Farbe noch ein bisschen tupfen … Du kannst aber auch mit kleinen Fleckchen dunkler Farbe (nicht so sehr verdünnt) oder dunklem Wachs „Erdreste“ auftupfen. Und mit wieder sehr stark verdünnter grüner Farbe (Achtung!! Ein gelblicher Moosgrünton … nichts künstlich grün-blaues) lassen sich ganz leichte Moosspuren in die weißen Kalkwolken wischen.
Ich empfehle bei jedem Schritt ganz behutsam zu beginnen … lieber etwas nachtragen, als mit allzu großzügigem Tupfen das Kunstwerk zu versemmeln …
Falls das doch passiert … oder wenn das Ergebnis noch gar nicht überzeugen möchte, dann kann mit etwas Schleifpapier ebenfalls effektiv gearbeitet werden.
Du kannst das Ganze jetzt auf unterschiedliche Art versiegeln (matter Klarlack, farbloser Wachs, Tungöl) … oder den Topf nun der Witterung aussetzen. Damit wird er vermutlich nach einiger Zeit völlig anders aussehen … ein neuer Terrakotta Topf wird es aber im Leben nicht mehr.
Töpfe mit Motiv
Nicht ganz so natürlich sind die eher vollflächig gestrichenen oder getupften Töpfe, die anschließen noch ein Motiv bekommen. In den Cottage Garden und zu Brocante passen sie aber trotzdem ganz wunderbar!
Material
- Terrakotta Töpfe und Schalen in beliebiger Größe
- altweiße Farbe
ich bevorzuge auch hier Milk Paint … es kann aber auch mit Wasser verdünnter Acrylfarbe, Kreidefarbe oder auch Dispersionsfarbe gearbeitet werden - dunkle Farbe oder dunkler Wachs
- ODER ein Motiv für Fototransfer/Potch und Fototransferkleber und Versiegelung
Werkzeug
- Schwamm
- Pinsel
- Schablone
- optional feines Schleifpapier
Diesmal wird der gesamte Topf mehr oder weniger mit verdünnter Farbe gestrichen. Er sollte schon überwiegend weiß sein, allerdings nicht „angepinselt“ aussehen. Ich arbeite auch hier mit Schwämmen und trage es wolkig auf, nehme aber deutlich mehr Farbe. Außerdem tupfe ich gerne in mehrfachen Arbeitsschritten – und eventuell sogar mit verschiedenen Weißtönen.
Wenn der Topf gut grundiert ist, kann an kleinen Stellen auch nochmal das Schleifpapier zum Einsatz kommen … wenn man das mag.
Als Zier wird nun ein Motiv mittels Schablone aufgetragen, oder ein Wunschmotiv wird auf den Topf gepotcht. Wem die Technik des Potchens vertraut ist, der kann natürlich direkt loslegen. Wer dazu eine Anleitung möchte, findet diese in sehr ausführlicher Form in meinem Buch. In meinem nächsten Gastbeitrag werde ich aber auch eine Kurzanleitung geben …
Die Schablone muss natürlich zur Topfgröße passen …
Sie wird auf den Topf gelegt, und mit Schwamm oder mit einem Wachspinsel wird nun die dunkle Farbe/der dunkle Wachs aufgetupft. Hierbei ist ganz besonders wichtig, das kaum Farbe an dem Pinsel oder Schwamm haftet … also fast trocken gearbeitet wird.
Das erreicht man, in dem man den Pinsel oder Schwamm erst mal auf Pappe abstupft, bis er nur noch wenig abfärbt. Zum einen sieht es natürlich aus, wenn das dunkle Motiv nicht plan deckend aufgetragen wird. Zum anderen verhindert man so, dass möglicherweise zu viel oder zu feuchte Farbe unter den Schablonenrand fließt.
Das Motiv nun gut trocknen lassen und bei Bedarf nochmal ein wenig das Schleifpapier zum Einsatz bringen.
Anschließend gibt es noch die Frage … möchtest Du das Kunstwerk schützen? Dann kannst Du es mit einem matten Lack überziehen (wenn Du dunkle Farbe gewählt hast) … oder mit farblosem Wachs versiegeln (falls Du für das Motiv dunkles Wachs gewählt hattest).
Oder Du überlässt es ebenfalls einfach der Witterung.
Denn eines ist ziemlich sicher, wenn Du nicht mit einer ganz dicken oder extrem witterungsbeständigen Versiegelung arbeitest, wird es irgendwann ganz bestimmt verwittern. Aber eigentlich ist ja genau das der Plan 😉
Und dann gibt es noch die Möglichkeit der natürlichen Bemoosung …
(hier bin ich selbst noch in der Experimentierphase … ich reiche diese Technik – sofern sie mich überzeugt – später gerne nach).
Verwendete Materialien:
Für alle Töpfe habe ich mit Coucou Couleur Milk Paint „Leinen“ grundiert.
Die beiden verkrusteten Töpfe wurden mit Beton aus gängigem Baumarkt-Zement und feinem Sand und zusätzlich mit etwas Gips betupft. Danach noch etwas von der Milk Paint und mit Tungöl fixiert.
Das Motiv auf dem dritten Topf wurde mit einer Schablone und Antikwachs von Miss Mustard Seed Milk Paint verziert und mit Bienenwachs – ebenfalls von Miss Mustard Seed Milk Paint – fixiert.
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